Sonntag, 2. März 2008

Musik, zu schön um Pop zu sein: Stateless "Stateless" (!K7)


Melancholisch und schön: der elektronische Indiepop von Stateless. "These guys are deep" (Roots Manuva)

Was wohl Coldplay- Sänger Chris Martin derzeit macht? Wahrscheinlich steht er vor dem Heimstudio einer kleinen britischen Band namens Stateless, irgendwo in einem Industrieviertel der Stadt Leeds, und überlegt sich, wie er an deren unveröffentlichtes Songmaterial herankommt. Hätte er ja auch selbst drauf kommen können, dass sich melancholische Rockmusik ganz wunderbar mit den Errungenschaften der Techno- und Clubkultur kombinieren läßt! Diese Band war aber schneller gewesen, und zu allem Unglück erinnert ihn die Stimmlage von Sänger Chris James sogar an seine eigene. Jetzt steht er also hier vor dem Studio und will herausfinden, wie die Musiker Ambient-Flächen und Drum&Bass-Rhythmen in ihre Songs weben, ohne die Intimität der Kompositionen zu zerstören. Als die ersten Töne von drinnen an sein Ohr dringen, merkt er, wie zerbrechlich die Lieder trotz aller elektronischen Spielereien sind. Eine Träne läuft ihm über die Wange, und er denkt darüber nach, ob Popmusik immer dann bei sich selbst ist, wenn sie überraschend intime Momente hervorrufen kann.
Doch plötzlich fällt Chris Martin auf, dass Stateless manchmal über das Ziel hinausschießen: zum Beispiel, wenn sie opulente Streichersamples auffahren, die viel zu schön sind um nicht auch kitschig zu sein. Und als ihm zudem noch andere Bands in den Sinn kommen, die ein ähnliches Konzept von Popmusik verfolgt haben: Radiohead etwa, UNKLE, Archive oder die verblichenen Sneaker Pimps, hat er verstanden. Er läßt das Spionieren sein und macht sich davon, ohne einen Einbruch in das Tonstudio riskiert zu haben. Die schwelgenden Melodien von Stateless behält er aber trotzdem im Ohr.

http://www.myspace.com/statelessonline


http://www.statelessonline.co.uk/


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